Geschichte

Die Idee der solidarischen Cumulus-Karte kam Ende 2009 in der Ostschweiz auf: Unter Freund_innen und Bekannten kursierte ein Cumulus-Strichcode, sodass alle auf ein gemeinsames Konto sammelten. Viele Migros-Gutscheine kamen auf diese Weise zusammen, die alle dem Solidaritätsnetz Ostschweiz gespendet worden sind. Anstatt für sich selbst solidarisch für Sans-Papiers und Menschen in prekären Lebenssituationen Punkte sammeln – so einfach war die Idee. Schnell hatten auch die Freundinnen der Freunde eine Solikarte, die Idee wurde über die Ostschweiz hinaus bekannt. Und stiess auf Begeisterung.

So wurde die Gruppe der Sammler_innen grösser und es kam der Gedanke auf, eine weitere Karte für Zürich zu etablieren und Projekte vor Ort zu unterstützen. Ab demSommer 2011 konnte lokal für die Mittagstische des Solinetzes Zürich gesammeltwerden. Kurz danach kam die Solikarte Bern dazu, die dort gesammelten Punkte flossen wiederum dem Solidaritätsnetz Bern zu.

Leider waren die Verantwortlichen der Migros vonden immer schneller wachsenden Summen auf den Konten nicht gleich begeistert wie das Solikarten-Kollektiv. Innerhalb einer Revision des Cumulus-Systems wurde das Unternehmen auf die hohen Punktestände aufmerksam und teilte uns mit, dass es die Karten per Ende Juni 2012 sperren werde, da sie gegen die AGBs verstossen. Als Begründung führte sie an, dass die Cumulus-Karte primär eine Haushaltskarte sei. Das Solikarten-Kollektiv wehrte sich gegen diesen Entscheid und suchte das Gespräch mit der Migros, um sie von der sozialen Idee der Solikarte zu überzeugen. Mit Hilfe von diversen Medienberichten und einer Petition zeigte sich die Migros am Ende kulant und gab dem Projekt Solikarte grünes Licht. Auch liessen sie sich auf eine Sitzung ein, welche bis anhin verwehrt wurde.

Nach einem halben Jahr mit viel Engagement und fleissigem Sammeln liess die Migros im Februar 2013 verlauten, dass das Sammelkonzept der Solikarte nicht mit den bevorstehenden Änderungen des Cumulus-Systems kompatibel sei. Kaum hatte sich die Solikarte von den Angriffen erholt, sollte sie schon wieder gestoppt werden.

Über ein Jahr lang hat das Solikarten-Kollektiv daraufhin mit der Migros diskutiert und neue Ideen und Konzepte einzubringen versucht. Leider zeigte sich die Migros wenig kompromissbereit: Für sie war es unabdingbar, dass in Zukunft jede_r Sammler_in, resp. jeder Haushalt, ein persönliches Cumuluskonto eröffnen muss. Als sich zeigte, dass trotz grossem Energieaufwand, Medienarbeit und langwierigen Diskussionen nur noch zwei Möglichkeiten offen standen, nämlich das Ende des Projekts oder das Einschwenken auf das Sammelkonzept der Migros, liess sich das Solikarten-Kollektiv auf den Vorschlag der Migros ein. Denn schliesslich profitieren von der Solikarte immer mehr Menschen und Projekte; die bis dahin investierte Energie sollte nicht in den Sand gesetzt werden. Das Solikarten-Kollektiv hoffte, dass sich die Sammler_innen und Unterstützer_innen genauso solidarisch zeigen und die Entscheidung unterstützen und weiter sammeln.

Ende März 2014 wurde die „alte“ Solikartegesperrt und auf ein neues, “Migros-konformes” Sammelsystem umgestellt. Nun ist die Solikarte eine der Organisationen, welcher Cumulus-Punkte gespendet werden können. Kleinere Errungenschaften konnte das Solikarten-Kollektiv dank den Gesprächen mit der Migros verzeichnen: Die Migros stellt der Solikarte spezielle Anmeldeformulare zur Verfügung (in limitierter Auflage), mit welchen unkompliziert auf die neue Solikarte umgestellt werden kann. Auch hat die Migros die bisherigen Druckkosten von Flyern, Karten und Aufklebern, vollständigübernommen.

Bis zum März 2014 konnte mit der bewährten „alten“ roten Solikarte über 170’000.- CHF an unsere Organisationenweitergegeben werden. In den letzten Monaten vor dem Wechsel Ende März 2014 waren es rund 15’000.- monatlich. Nachdem Wechsel ist der Betrag leider stark eingebrochen. Bis Ende 2014 konnten nur noch ca. 5’000.- CHFr. pro Monat den Organisationen weitergegeben werden. Besonders für Einzelpersonen und Familien, die seit Jahren Unterstützung der Solikarte erhalten, ist dies sehr unglücklich. Nach und nach ist der Betrag wieder gestiegen. Vor allem durch Mund zu Mund Propaganda und Einsatz vieler solidarischer Menschen, konnte mit der Solikarte stets etwas mehr Geld, resp. Cumulus-Gutscheine weitergegeben werden. Seit etwa Anfang 2017 sind wir nun wieder auf den rund 15‘000.- monatlich. Wir sind sehr froh, können wir nun wieder eine relativ grosse Unterstützung leisten – auch wenn es nur ein kalter Tropfen auf dem heissen Stein der Asyl- und Migrationspolitik der Schweiz ist. Und wir versuchen weiterhin die Solikarte noch bekannter zu machen und zählen dabei auf das Engagement aller Sammler_innen.